Eriksons Modell der psychosozialen Entwicklung
Erik H. Erikson entwickelte im 20. Jahrhundert die Theorie der psychosozialen Enwicklung des Menschen. Er orientierte sich zwar an Freuds Theorie der psychosexuellen Entwicklung, brachte aber neue Aspekte und Gesichtspunkte mit ein: Erikson entwickelt ein epigenetisches Prinzip, d.h. dass die Entwicklung nicht nur auf den (genetischen) Anlagen basiert, sondern auch die sozialen Erfahrungen, die folgen (epi = nach) berücksichtigt werden. Entwicklung geschieht also nicht (nur) aus dem Menschen heraus; die Beziehungspersonen beeinflussen sie in erheblichem Maße.
Ebenfalls neu an Eriksons Ansatz ist, dass er eine lebenslange Entwicklung sieht, die erst mit dem Tod endet (im Gegensatz zu Freud, aber ich werde auch noch eine Seite mit einer Gegenüberstellung von Erikson und Freud machen). Dazu geht er von einem Reifungsprozess in 8 Stufen aus, die jeweils durch Krisen (=Hauptentwicklungsaufgaben) geprägt sind. Wie gut diese Krisen bewältigt werden, hängt neben der eigenen Persönlichkeit und dem bisherigen Erfolg beim Bestehen der Entwicklungsaufgaben auch von dem Verhalten der Bezugspersonen ab. Nach Erikson ist eine Krise dann mit Erfolg gemeistert, wenn eine Balance zwischen der "guten" und der "schlechten" Komponente erreicht ist: Man darf also weder zu viele positive Erfahrungen machen (Fehlanpassung/maladaption) noch zu viele negative (Malignitäten/malignity).
Die 8 Stufen sind (im Groben in Stichpunkten zusammengefasst, eine bessere, genauere Tabelle findet ihr unter http://www.ploecher.de/2009/12-PA-L1-09/Erikson-Tabelle-gesamt-plus.pdf)
1. Urvertrauen vs. Misstrauen
-Abhängigkeit von der Mutter
- Nehmen und Bekommen
- tiefe innere Geborgenheit = Urvertrauen (grundlegendes Vertrauen in sich selbst und die Welt)
- Enttäuschung des Vertrauens --> Misstrauen
- Balance: zuversichtlich auf Menschen und Aufgaben zugehen & mit Zurückweisungen und Niederlagen umgehen können
- Eltern: nicht "springen", wenn das Kind etwas möchte, sich aber gut um es kümmern
2. Autonomie vs. Scham und Zweifel
- Beziehungspersonen: Eltern
- Festhalten und Loslassen
- Autonomie: Tun, Selbstvertrauen durch Erfolg und Selbstwirksamkeitserfahrungen
- Scham: innerer Konflikt: etwas tun wollen, aber nicht dürfen (da als "schlecht" von den Eltern bewertet) --> Angst deshalb als minderwertig wahrgenommen zu werden
- Ödipuskonflikt
- Über-Ich wird ausgebildet, basiert aber noch auf den Bewertungen anderer ("Ich darf nicht")
- Balance: Willen haben und durchsetzen wollen, aber auch auf den Willen (Bedürfnisse) anderer achten
- Eltern: Konsequenz, aber keine extreme Strenge
[Fortsetzung folgt...]
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